Donnerstag, 3. November 2016

Polly bloggt: Durch Entschleunigung zu sich zurück finden...


Noch immer beflügelt von dem wunderbaren Lauf an Halloween, lief ich in dieser Woche Dienstag gleich wieder drauf los. Immer im Hinterkopf verfolgte mich die neu errungene Bestzeit, die ich dank Kathas Motivationsreden vor jedem Berg gelaufen war. Dick eingepackt ging es also gleich morgens in die Kälte. Ich war schnell, ich war motiviert und ich war nach 2km vollkommen hinüber, hatte Halsschmerzen und ein fieses Brennen in den Bronchien und den totalen Hitzestau unter den Klamotten. Weitere 1,5km später war ich endlich wieder Zuhause, total frustriert, überhaupt nicht zufrieden und mich völlig krank fühlend. Nach einem ausgiebigen Eukalyptusbad ging es also mit Tee und Decke auf die Couch. Mieser Feiertag! Doch wieder krank! Alles scheiße!
Am Mittwoch habe ich also eine Pause eingelegt, meinen Hals gepflegt und mich damit sehr gut gefühlt.
Heute war es dann auch schon wieder gut und so hatte ich mir fest vorgenommen, eine langsame und konzentrierte Runde um "die Häuser" zu drehen. Trotz des langen Tages in der Uni, einer furchtbaren Zugfahrt und dem sich zuziehenden Himmel war ich immer noch entschlossen, die Sportklamotten anzuziehen.
Was soll ich sagen. Manchmal spielt der Zufall einfach mit. Ich hole mal ein wenig aus.
Mein Nachbar, ein ehemaligen Bodybuilder, mitte 50, total ehrlich aber auch sehr nett, hatte mir vor einem Jahr sehr geholfen, wieder ins Training zu finden. Zu dieser Zeit hatte ich starke Schmerzen in meinem rechten Knie, da die Kniescheibe sich immer wieder verschiebt und sich dadurch schon mächtig am Knorpel abgerubbelt hat. Jedenfalls war Muskelaufbautraining notwenig. Ich war unmotiviert, wusste nicht recht, was ich vom Fitnessstudio halten soll und hatte auch keine Ahnung, welche Übungen mir helfen können (Es sei gesagt, zu dieser Zeit hatte ich noch keinen Physiotherapeuten an meiner Seite). Der liebe Herr Nachbar hat sich der Probleme angenommen, mir einen Plan erstellt und Übungen gezeigt. Es war wirklich super. Gemeinsam haben wir später nicht nur an meiner Gesundheit, sondern auch an meiner Figur gearbeitet. Schwupsiwupsi waren die Kilos, die ich mir drauf gefuttert habe, als ich mir dem Rauchen aufhörte, wieder abtrainiert. Irgendwann kam ich allein zurecht und man nachbarte wieder so vor sich hin, unterhielt sich im Flur und alles war gut.
Heute stand er grade am Auto, als ich grade genervt von der Uni nach Hause kam. Man hielt seinen nachbarschaftlichen Tratsch und er fragte mich, wo ich denn immer so laufen gehe. Nach langem "blabla... hier und da... dumdidum", beschlossen wir spontan, uns in einer Stunde zu treffen und laufen zu gehen. Ich muss gestehen, ein bisschen Angst hatte ich schon. Außer Form, ein bisschen schnupfig und müde vom Tag würde er mir bestimmt davon laufen. Aber nix! Ich bin noch nie so entspannt unterwegs gewesen. 6.49km in 54 Minuten sind wirklich nicht schnell, aber ich war so zufrieden nach diesem Lauf, habe mich gesund gefühlt und voller Energie.
Wir liefen durch den Stadtwald, ein Terrain durch das ich mich nicht wage, wenn es bereits dunkel ist. Zu zweit in die Dämmerung zu joggen war wirklich schön. Die Düfte und das Knistern vom Laub unter den Füßen haben mir einfach mehr gegeben, als es eine neue Bestzeit es je könnte. Zumindest im Moment. Mit einem Highfive beendeten wir unsere Einheit und dehnten uns noch. Neben uns ein Laternenumzug vom Kindergarten um die Ecke. So, so toll! Noch ein leckeres Abendessen hinterher geschoben...perfekt!

Mir stellt sich nun die Frage, was denn eigentlich wichtig ist?
Schnelligkeit und stetige Verbesserung oder ein Wohlfühlen?
Ich denke beides ist miteinander zu verbinden, aber alles im Leben hat eben seine Zeit. Meine Zeit für schnelle Läufe und Zeitziele ist einfach grade nicht. Grade will ich einfach noch viel mehr von dem, was ich heute hatte. Nicht immer zu zweit, gern auch allein. Und ich möchte das, was ich heute hatte in viiiiel Länger. Langzeitziel sind die 21km.
Natürlich spornt mich der Wettbewerbsgedanke total an. Ich bin gern die Beste und die Schnellste, aber nicht auf Kosten meines Wohlbefindens. Jetzt ist es einfach schön, Ziele ohne Stress zu erreichen. Sind die erreicht, kann ich sie noch immer ausbauen. Solange jage ich der Zufriedenheit von meinem ersten Lauf nach und solange ich das mit jeder Sporteinheit erreiche, mache ich im Training alles richtig. Finde ich zumindest.

Also dann, auf die nächste, erfolgreiche Jagd.
Polly

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